Vorverarbeitung mit DSS bei extrem lichtschwachen Objekten

Diskussion über die Technik der Astrofotografie

Vorverarbeitung mit DSS bei extrem lichtschwachen Objekten

Beitragvon astro_det » Montag 18. Juli 2011, 14:51

Hallo zusammen,

nachdem ich mich eine Zeit lang über die extrem schmalen Histogramme geärgert habe (siehe "ScreenDSS1.jpg"), die meine Alccd10 bei F7 und Belichtungszeiten um 15 Minuten vom Draco-Triplett produzierte, habe ich den Workflow

"DSS-Bild ohne Verabeitung abspeichern -> Ausarbeitung in PS und/oder Fitswork"

noch einmal kritisch analysiert und bin zum Schluss gekommen, dass man ihn auf keinen Fall bei Aufnahmen nehmen darf, die das interessierende Objekt nur schwach belichtet zeigen.

Die so oft geschmähten Nachverarbeitungsfunktionen von DSS retten solche Aufnahmen offensichtlich noch, wenn im INTERNEN Stackergebnis lichtschwache Strukturen mit genügend Dynamik abgebildet sind. Der Screenshot "ScreenDSS2.jpg" zeigt, worauf zu achten ist, damit keine Bildinformationen durch Clipping vernichtet werden.

Der Bildausschnitt "NGC5985_mit_Vorverarbeitung.jpg" (noch ohne Farbe) aus einem solchen Endbild zeigt die Strukturen in NGC5985 gut differenziert.

Macht man den Fehler, das Endbild unbearbeitet als 32-Bit-Bild oder gar als 16-Bit-Bild abzuspeichern, wird dieser Dynamikumfang nicht genutzt und es kommt zu hässlichen "Konturflächen", da zu grob digitalisiert wird. Der Ausschnitt "NGC5985_ohne_Vorverarbeitung" aus einem so erzeugten 32-Bit-Bild zeigt den Effekt sehr deutlich. Hier lässt sich mit keiner Nachbearbeitung etwas retten!

Zum Schluss soll eine Kombination verschiedener Aufnahmen mittels Photoshop zeigen, dass das Verfahren funktioniert.

Bilddaten von "Draco_Triplett_SP_Kombi.jpg" (alle Aufnahmen bei F6,95 am EdgeHD11 bei -20 Grad Chiptemperatur mit OAG-Nachführung) :

9 X15 Minuten, 8X16 Minuten und 4X10 Minuten mit LPS-Filter bei Gain 0 und Offset 125;
2X20 Minuten ohne LPS-Filter bei Gain 20 und Offset 122.

Gestackt mit DSS im Superpixelmodus mit Normalisierung (entropy weighted average) und Voranpassung der Luminanz in DSS vor dem Abspeichern.

Nachbearbeitung von Gradation und Farbe nebst Vignettierungsbeseitigung in Photoshop.

Gruß aus Gams,

Detlef
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Re: Vorverarbeitung mit DSS bei extrem lichtschwachen Objekt

Beitragvon Michael Schmitz » Samstag 23. Juli 2011, 19:02

Hallo Detlef,

vielen Dank für Deine ausführlichen Darstellungen, ich werde das demnächst auch mal probieren.
Bearbeitet man die Bilder aber mit Maxim DL, kann man durch die dabei mögliche Histogrammstreckung noch mehr Feinheiten herausarbeiten, als der DSS es normalerweise zulässt. Allerdings ist es auch deutlich aufwendiger, als die Bearbeitung mit DSS.

Nichts desto trotz finde ich Dein Ergebnis super!

Gruß

Michael
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Re: Vorverarbeitung mit DSS bei extrem lichtschwachen Objekt

Beitragvon astro_det » Montag 25. Juli 2011, 19:39

Hallo Michael,

danke für das Lob. Meine Warnung galt natürlich nur für das "bewusste" Abspeichern des Endbilds von DSS ohne Vorverarbeitung (sogar mit der Option "fits 32Bit-rational" !). Ein solches Ergebnis lässt sich selbst mit Maxim nicht mehr retten.

Öffnet man stattdessen das automatisch erzeugte Ergebnisbild von DSS (es sollte mit der Option gestackt werden, dass die Zwischenbilder Fitsbilder sind) mit dem Namen "Auto... .fts" mit Maxim, so kann man mit den Mitteln von Maxim auch die schwachen Strukturen feingestuft herausarbeiten.

Wer Maxim nicht hat oder den großen Aufwand scheut, kann mit meinem Tipp leben. In diesem Fall würde ich immer Photoshop empfehlen, da das Histogrammwerkzeug in Fitswork für den von mir geschilderten Bildtyp nicht gut genug zu handhaben ist.

Wenn man Maxim hat und den Superpixelmodus nicht mag, kann man auch gleich die ganze "Stackorgie" mit Maxim angehen. Da Maxim auch die Option anbietet, im Summationsmodus zu stacken, ist es das Programm der Wahl, wenn man die Ratschläge auf der lesenswerten Seite

http://astrofotografie.hohmann-edv.de/a ... kamera.php

ausprobieren möchte. Ich werde das bei nächster Gelegenheit tun, da ich nach Messungen in eigenen Bildern und Eingabe der Daten in den "Taschenrechner" auf Hohmanns Seite den Eindruck habe, meine HyperStar-Aufnahmen sollten mit entsprechender Erhöhung der Bilderzahl knapper belichtet werden.

Gruß Detlef
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Re: Vorverarbeitung mit DSS bei extrem lichtschwachen Objekt

Beitragvon Michael Hoppe » Samstag 30. Juli 2011, 00:08

Hallo Detlef,

ich bin wieder zurück!

Vielen Dank auch von mir für die ausführliche Darstellung.

Ich denke, dass "viele Wege nach Rom führen". Maxim DL ist ein starkes Programm, aber für die finale Bildbearbeitung halte ich auch Photoshop für die bessere Wahl. Das Stacking und die Vorverarbeitung mit Maxim hat viele Vorteile, beispielsweise lassen sich alle registrierten Aufnahmen "blinken" und so kann man auf die Suche nach Kleinplaneten gehen. Allerdings erfordert Maxim DL schon eine gewisse Übung und ist nicht so einfach zu bedienen wie DSS.

Deine Erfahrungen bezüglich Konturflächen kann ich allerdings nicht bestätigen, soweit eine Abspeicherung im 32 Bit TIFF Format erfolgt. Beim späteren Stretching mit PS gab es da bisher bei mir keine Probleme und "unschöne" Flächen, werde ich aber noch mal testen.

Schöne Aufnahme vom Draco Triplett, gefällt mir!

Danke auch für den interessanten Link. Ich habe gerade mal hereingeschaut und scheint sehr interessant zu sein, muss ich mir mal in Ruhe anschauen!

Viele Grüße

Michael
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Re: Vorverarbeitung mit DSS bei extrem lichtschwachen Objekt

Beitragvon astro_det » Samstag 30. Juli 2011, 15:50

Hallo Michael,

ich glaube nicht, dass Du unter Deinen Aüfnahmen Fälle mit Konturflächen findest, da sie bestimmt besser als bei meinem Beispiel ausbelichtet sind. Sobald das anfängliche Histogramm in DSS etwas breiter ist, besteht die angesprochene Gefahr nicht.

Herzliche Grüße

Detlef
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