Tag der Offenen Tür beim DLR

Die Vereinsmitglieder unterwegs

Tag der Offenen Tür beim DLR

Beitragvon der_Peka » Mittwoch 21. September 2011, 12:01

Hallo,

am Sonntag, dem 18.09.2011, fand der Tag der Offenen Tür beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln-Porz statt.

Einige Vereinsmitglieder werden sich noch schwach an ähnliche Events bis zurück in die 80er Jahre erinnern.

Hallo,

am Sonntag, dem 18.09.2011, fand der Tag der Offenen Tür beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln-Porz statt.

Einige Vereinsmitglieder werden sich noch schwach an ähnliche Events bis zurück in die 80er Jahre erinnern.

Wie zu erwarten war das Interesse der Bevölkerung riesig, da man nur selten die Gelegenheit hat, eine derart riesige Forschungseinrichtung (allein die Ost-West-Ausdehnung beträgt über 1km) zu besichtigen. Den Schätzungen zufolge drängten sich über 100.000 Besucher auf dem weitläufigen Gelände und nahmen die Gelegenheit wahr, den Forschern über die Schulter zu schauen. Dazu gehörte auch meine Familie.

Für unsere Kinder gab es im School Lab die Gelegenheit, Dinge in der Natur/Physik auf kindgerechte Weise kennenzulernen, z.B. wie sich eine Luftblase im freien Fall verhält (hierzu gab es beim Vortrag am vergangenen Freitag durch Michael Winkhaus von der Schulsternwarte des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums Wuppertal bereits tolle Einblicke!).

Aus Sicht unseres Vereins war eine Stelle besonders interessant, da hier mit Peter Gauger und Guido Petrat zwei Vereinsmitglieder arbeiten: das Institut für Weltraummedizin.

Aktuell arbeitet Peter Gauger zur Zeit an Projekten, die sich mit Untersuchungen des menschlichen Verhaltens unter Bedingungen der Schwerelosigkeit ("Zero-G", besser gesagt Mikrogravitation) beschäftigen.

Dazu gehören auch Zentrifugen, in denen Menschen beschleunigt werden. Die Kurzarmzentrifuge im Institut konnten wir in Aktion sehen. Bei Umdrehungen bis zu 45mal je Minute in einem Kreis von rund 5,6m Durchmesser unter Maximalbelastungen von bis zu 5g wird einem nicht nur schwindlig und übel, auch das Blut sackt da ganz schön weg.

Besonderer Höhepunkt war der Airbus A-300 "Zero-G", mit dem regelmäßig sog. "Parabelflüge" stattfinden (über der Nordsee und über dem Atlantik bei Bordeaux). Hierbei erfahren die Passagiere für max. 22 Sek. Schwerelosigkeit - und, wenn diese abrupt endet, ebenso abruptes Eintreten der Schwere, die einen heftig zu Boden fallen lassen kann. Peter Gauger und seine Frau Tatjana, die offenbar über einen beneidenswert stabilen Kreislauf verfügt, nehmen regelmäßig an diesen Flügen statt. Das Flugzeug ist innen fast vollständig ausgeräumt und gut gepolstert. In einzelnen Abteilen, die durch Fangnetze gesichert sind, finden verschiedene Messungen der menschlichen Probanden statt. Bis zu 30 Parabeln werden hintereinander durchflogen.

Besonders sehenswert war auch SOFIA ("Stratospheric Oberservatory for Infrared Astronomy"), ein Boeing Jumbo aus dem Jahr 1977, der zum weltweit einzigen fliegenden Observatorium umgebaut wurde. An Bord befindet sich ein Spiegelteleskop mit 2,7m Durchmesser, das der Infrarotastronomie dient. Der Aufwand (je Flug über 2 Mio. $) muss betrieben werden, weil Infrarotstrahlung nur in größen Höhen (Flughöhe des Spezialjumbos bis zu 45.000 Fuß, d.h ca. 14.000m) empfangen werden kann, da die Atmosphäre diese Strahlung in niedrigeren Höhen schluckt. Vor allem junge Sterne in Staubhüllen in Sternentstehungsgebieten wie dem Orionnebel senden Infrarotstrahlung aus. Allerdings war das Teleskop nicht direkt zu sehen, weil es in ein Schott im Flugzeugrumpf eingebaut ist. Die Anforderungen an Stabilität und Nachführung des gewaltigen Fernrohrs sind ebenso hoch wie die an die Flugzeugführer, die an diesem Tag für Interviews und Autogramme zur Verfügung standen. Wissenschaftliche Mitarbeiter erklärten auch für Laien verständlich die Forschungsaufgaben. Teleskop und Steuerung wurden von deutschen Firmen unter Federführung von MAN entwickelt und gebaut, daher haben auch deutsche Forschungseinrichtungen einen Anteil von 20% am Beobachtungsaufkommen des sonst in amerikanischer Hand befindlichen Forschungsflugzeugs, das übrigens Nachfolger des 1996 außer Dienst gestellten KAO ("Kuiper Airborne Observatory) der NASA ist.

Neben dem A-300 "Zero-G" und SOFIA standen zahlreiche weitere Flugzeuge wie das Medizinische OP-Flugzeug MEDEVAC und ein Transall-Transportfluzeug der Bundeswehr, das Forschungsflugzeug ATRA zur Verbesserung von Flugeigenschaften von Flugzeugen, ein Airbus A-380 (das weltweit größte Passagierflugzeug), ein A-340 der Bundesregierung sowie verschiedene Helikopter und Kampfflugzeuge am Rande des der DLR benachbarten Flughafens Köln-Bonn zur Besichtigung. Gern hätten wir auch den A-380 besichtigt, doch die Warteschlange war rund 300m lang - das wären rund 2-3 Stunden Wartezeit gewesen. Uns reichten da die 1,5 Stunden Wartezeit bei SOFIA schon. Dafür konnten wir den Start des A-380 verfolgen, der eindrucksvoll über unsere Köpfe hinwegflog und zum Abschied mit einem kleinen Flugmanöver (Wackeln) grüßte.

Auch wenn die Geduld unserer Kinder auf eine harte Probe gestellt wurde, so konnten wir etliche Stationen ohne viel Warten besichtigen, weil das DLR für Kinder VIP-Ausweise ausgab, mit denen sich einige "Türen" viel schneller öffneten.

Fazit: Eine trotz vieler unvermeidlicher Warteschlangen gut organisierte Massenveranstaltung mit einem guten Einblick in zahlreiche Forschungsvorhaben.

Der Tag des Offenen Tür des DLR soll alle zwei Jahre am 3. Sonntag im September stattfinden. Also jetzt schon merken! Sinnvoll ist es, sich vorab im Internet über die zu besichtigenden Bereiche zu informieren, um gezielt Einrichtungen zu sehen, die einen interessieren. Und früh aufstehen, denn bekanntlich fängt der frühe Vogel den Wurm!-)
Gruß zur klaren Nacht

Peter

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Wenn einer, der mit Mühe kaum
gekrochen ist auf einen Baum,
schon glaubt, dass er ein Vöglein wär -
so irrt sich der!

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